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Ergotherapeuten stärken Sozialkompetenz von Kindern

Karlsbad (ots) – Soziale Kompetenzen wie Empathie, Toleranz, Teamfähigkeit,
Umgang mit Konflikten oder Kommunikationsfähigkeit beeinflussen Erfolg oder
Misserfolg und prägen das menschliche Miteinander. Schon im Kindesalter.
„‚Freunde finden!‘ ist der meist genannte Wunsch von Kindern, die wegen sozialer
Schwierigkeiten zur Ergotherapie kommen“, sagt die Ergotherapeutin Berit Menke,
DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.). Schwierigkeiten im
zwischenmenschlichen Verhalten lassen sich durch eine ergotherapeutische
Intervention verbessern oder beheben.

Aktuelle Erziehungsstile streben unter anderem an, eine selbstbestimmte und
selbstbewusste Generation hervorbringen. Das ist gut so. Es ist aber ebenso
wichtig, dass Kinder in der Lage sind, Aufforderungen nachzukommen und sich in
ein System einzufügen – in die Familie, die Klasse, die Freunde und so weiter.
Doch was, wenn sich der Umgang mit Gleichaltrigen und Erziehungspersonen
schwierig gestaltet? Verhält sich das Kind unangemessen, wissen Eltern oft
nicht, wie sie damit umgehen und den Nachwuchs zu einem besseren sozialen
Verhalten anleiten können. Es manifestieren sich Verhaltensmuster, aus denen
weder das Kind noch die Eltern alleine herausfinden: Das Kind legt weiter
bestimmte Verhaltensweisen an den Tag und den Eltern wiederum gelingt es nicht,
ihre eingefahrenen, automatisierten Reaktionen zu ändern. Es kommt immer wieder
zu Streit und Eskalationen. Alle in der Familie und im Umfeld sind „genervt“,
weil das Kind sich im Alltag beispielsweise besonders impulsiv, provokant,
aggressiv, unruhig oder oppositionell verhält. Oder es ist viel zu ruhig,
ängstlich, schüchtern und wenig eigenständig.

Training der Sozialkompetenz: Hilfe für Kind und Eltern

Stellen Eltern fest, dass sie mit Tipps von anderen Eltern, Erziehern und
Lehrern nicht weiterkommen oder das Problem droht, sich zu manifestieren, ist
der Kinderarzt ein guter Ansprechpartner. „Kinderärzte achten ebenso wie Eltern
und Pädagogen immer intensiver auch auf die Entwicklung der sozialen
Fähigkeiten“, bestätigt die Ergotherapeutin Menke. Bestehen die Auffälligkeiten
schon lange, sind sie sehr ausgeprägt oder vielschichtig, kann es sinnvoll sein,
zusätzlich einen Kinder- und Jugendpsychiater aufzusuchen. Diese Fachärzte
führen Tests und Beurteilungen durch, mit deren Hilfe sie Störungen oder
Erkrankungen diagnostizieren. Oder eben feststellen, dass nichts dergleichen
vorliegt. In jedem Fall kann dem Kind durch eine Förderung seiner sozialen
Fertigkeiten geholfen werden. Hierzu verordnen sowohl Haus- als auch Fachärzte
beispielsweise ein ergotherapeutisches Training der Sozialkompetenzen.

Unter der Lupe: Kind, Eltern und Erziehungsstrukturen

Berit Menke hat das „Ergotherapeutische Sozialkompetenz-Training (EST)“, eine
Gruppentherapie, mitentwickelt. Sie startet mit einer vorbereitenden
Einzeltherapie. Zunächst befasst sie sich sehr genau mit dem Kind und der
Situation in Familie und Schule. „Es geht darum herauszufinden und zu verstehen,
warum das Kind so ist wie es ist und warum es so handelt“, erklärt Menke, die
sich dazu einen Einblick in die Erziehungsstrukturen verschafft. Das Ziel:
erkennen, welche Vorteile das Kind durch sein Verhalten hat und wie die Eltern –
unbewusst und obwohl sie das so nicht wollen – sein Verhalten verstärken. Das
Besondere: Ergotherapeuten können einmalig in das Hauptproblemfeld des Kindes
gehen und das Verhalten des Kindes direkt in der Situation beobachten und
unterstützend intervenieren. Die Beratung und kleine Veränderungen vor Ort
können schon viel für das Kind bewegen. Die Dauer der Einzeltherapie hängt davon
ab, wie lange das Problem schon besteht, wie komplex das Störungsbild bereits
ist und wie sehr sich die negativen Verhaltensmuster in der Familie
eingeschliffen haben.

Typisch für Ergotherapeuten: Blick in den Alltag

Sobald die Ergotherapeutin das Kind ausreichend kennengelernt hat und sich
wichtige Punkte in seinem Verhalten und seinen sozialen Fähigkeiten gebessert
haben, kann die Gruppentherapie beginnen. Denn wo ließen sich, in heterogen
vermischter Konstellation versteht sich, die Sozialkompetenzen besser
trainieren? Die Zusammenstellung der Gruppe will wohldurchdacht sein. „Eine
ausgewogen durchmischte Gruppe spiegelt die Situation im Alltag wider. Dort
müssen sich schüchterne Kinder wehren können, ältere auf jüngere Rücksicht
nehmen und Rabauken verstehen, dass andere empfindlicher sind als sie“,
erläutert die Ergotherapeutin Menke, was sie auch in ihren Seminaren vermittelt.
In der Gruppe lernen die Kinder soziale Strategien kennen, ebenso Unterschiede
und Gemeinsamkeiten wahrzunehmen. Dadurch verringern sich ihre Ängste und
Vorurteile. Weil es so wichtig ist, den Kindern dafür einen sicheren Rahmen zu
geben, verlaufen die Gruppenstunden immer nach derselben Struktur.

Schlüssel zum Erfolg: die Eltern

Ebenfalls ein fester Bestandteil der Therapie: Die Eltern – meist Mütter aber
zunehmend oft Väter. Die Situation der Eltern beschreibt die Ergotherapeutin
Menke so: „Sie wünschen sich neue Impulse, die sie durch meinen professionellen
Blick von außen erhalten; ich bekomme im Gegenzug die Innensicht der Eltern“.
Daher sind sie von Anfang an dabei und schreiben von Woche zu Woche auf, was gut
gelaufen ist, was weniger gut. Das ermöglicht Ergotherapeuten, die mit diesem
Konzept arbeiten, über die einmal wöchentliche Therapiezeit hinaus ein
umfänglicheres Bild vom Alltag ihrer Klienten zu erhalten. Die Eltern wiederum
entwickeln eine neue Bewusstheit für schöne Momente mit ihrem Kind. Das wirkt
einer Pauschalisierung der Probleme entgegen, weicht negative
Rollenzuschreibungen auf und hilft dem Kind, sich zunehmend positiv wahrzunehmen
und zu verhalten.

Ergotherapeuten therapieren durch Handeln

Aufräumen ist ein Streitpunkt in sehr vielen Familien. Ergotherapeuten gehen
solche Probleme an, indem sie den jeweiligen Elternteil und das Kind in die
konkrete, alltägliche Aktivität bringen, sie zusammen etwas spielen und danach
gemeinsam aufräumen lassen. Beobachtend analysieren sie das Miteinander der
beiden: wie verhält sich das Kind, wo steigt es aus und wie reagiert der
anwesende Elternteil. Sie greifen direkt korrigierend ein. Und erinnern
nötigenfalls an zuvor Gelerntes. Die Eltern lernen, ihr Kind besser
einzuschätzen und so vorausdenkend schwierige Situationen nicht mehr oder nicht
mehr in der Schärfe entstehen zu lassen. „Ergotherapie ist Therapieren durch
Handeln“, fasst Menke zusammen, was erklärt, warum ergotherapeutische
Interventionen so erfolgreich sind: Ergotherapeuten orientieren sich an den
Aktivitäten, die den Alltag ihrer Klienten ausmachen und befähigen sie, alte
Muster, die nicht funktionieren, durch individuell passende veränderte
Verhaltensweisen zu ersetzen.

Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den
Ergotherapeuten vor Ort; Ergotherapeuten in Wohnortnähe auf der Homepage des
Verbandes im Navigationspunkt Service und Ergotherapeutische Praxen, Suche

Pressekontakt:

Angelika Reinecke, Deutscher Verband der Ergotherapeuten,
a.reinecke@dve.info

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/106910/4517017
OTS: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.

Original-Content von: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V., übermittelt durch news aktuell

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